pyradigma

pyradigma - CD-sculpture (future project)
11365 CD`s on a mobile elements-system,
can be combined with soundsystem and light
at different places around the world...

(looking for sponsors and presenter)

foto-simulations by Joe Lehmann

 

(description only into german language)

pyradigma

pyradox:

 

die ikone des zeitalters der information
- der allgegenwärtige silberling
täglich berührt von unseren händen und lasern
in nutzlosen exemplaren abgelegt
auf dem gerüst des letzten weltwunders


paramide:

 

das konstrukt der antike als greifbarer mythos
- postament jeder moderne
auf der flucht in die nächste generation
zeigt die morphide adaption
den imaginären


pyradigmenwechsel:

digitale mengen verlieren sich
auf dem rücken ihrer kultur
- rewertet zur schindel
auf dem dach ihrer verlorenheit
als tausendfacher spiegel
gewandet zum tag und nachtlicht
mit stimmen aus dem jetztraum
transformiert zu neuen einheiten
auf dem datamal.


paralog:

 

jede energie - auch die geistig verlustierte
ist relustierbar…

(projektbeschreibung)

 

RAUM-KLANG-LICHT-SKULPTUR


Das Projekt umfaßt eine Pyramide als mobilen Hohlraumkörper, deren Oberflächen aus silberfarbenen Datenträgern (Discs:CD, CDR, DVD…) besteht, im geschlossenen Innenraum eine Klang-Installation, die das nahe Umfeld der Skulptur beschallt und im Außenraum eine Licht-Installation, deren Elemente die Oberflächen der Pyramide ausleuchten.

pyradigma

Die Pyramide


Die Skulptur einer 5 Meter hohen in der Grundfläche 9x9 Meter umfassenden Pyramide ist gefügt aus 4 segmentierten Seitenflächen in der Form deckungsgleicher Dreiecke.
In der Art einer Schindel-Dachdeckung sind die Seitenflächen vollständig mit 11365 gebrauchten Discs bedeckt, wobei im Bedarf nahezu einheitlicher reflektorischer Eigenschaften ausschließlich Discs verwendet werden, deren unbedruckte Seite silbern oder silbernah ist. Übereinander überlappen die Discs um 1cm (Schindelcharakter), während sie nebeneinander auf Stoß gefügt sind, damit die typische Form der Discs als konkretes wie ideelles Bauelement gewahrt bleibt. Mit der unbedruckten „Spiegel“-Seite nach außen sind die Discs auf Leichtbau- Trägersegmente fest aufgeklebt. Jede der 4 Seitenflächen ist in je 25 dreieckige Trägersegmente unterteilt. Die Segmente werden nach einem festgelegten Montageplan in die Trägerkonstruktion eingehängt. Die Trägerkonstruktion in Pyramidenform aus Leichtmetall-Streben ist in transportgerechte Teile gegliedert, die für
den Gebrauch als mobiles System über entsprechende Verbindungen montiert und demontiert werden können.
Für die ausschließlich technisch-künstlerische Nutzung ist im Innenraum der Pyramide eine wettergeschützte Raumzelle in Kubusform integriert, zugänglich an einer Unterseite über ein Tür-Segment, das im geschlossenenen Zustand (von außen als solches unkenntlich) den Ein-und Austritt ermöglicht für die Klang- und Lichtkünstler sowie für das technische Personal zur Betreibung der Beschallungsanlage und der Lichtsteuerung im Innenraum.


(Für die optische Vorstellung der Skulptur siehe auch technische Zeichnungen und weitere Abbildungen.)

pyradigma

Die Klang-Installation
Im Innenraum der Pyramide ist eine Beschallungsanlage installiert, die für die Bespielung mit 4-Kanal- Produktionen (Echt-Quadro) ausgelegt ist.
Mit entsprechendem Wetterschutz versehen, befinden sich in der Mitte des Innenraumes die Steuereinheiten für Sound und Licht sowie damit verbunden in jeder Seitenwand integriert für je einen Kanal eine Lautsprechereinheit. Das Leistungsvolumen der Anlage ist für eine Nahfeld-Beschallung der Skulptur ausgelegt und gemäß dem Beschallungsbedarf des konkreten Standorts der Skulptur ortsbezogen flexibel steuerbar.
Entsprechend dem Formcharakter der Skulptur und den inhaltlichen Ambitionen des Projekts werden für den Dauerbetrieb der Klang-Installation vorwiegend monolithische Ambient-artige (in sich ruhende) Sounds präsentiert, die von minimalistischen Strukturen bis zu vielfältigen experimentellen Schichtungen reichen, erzeugt in einer Mischung aus vorproduzierten elektronischen, computergenerierten Komponenten, Fieldrecordings (auch vom Aufstellungsort) bis hin zu live-erzeugten Einspielungen. So können z.B. über verdeckt installierte Richtmikrofone auch Stimmen und Geräusche aus dem aktuellen akustischen Außenbereich der Skulptur in Echtzeit in die Übertragung eingespielt werden. Weiterhin können im zeitlich begrenzten Rahmen veranstalterischer Anlässe auch Live-Musiker verdeckt im Innenraum agieren und ihre Programme eingliedern. Insbesondere steht dafür das vom Projektautor geführte Klangkollektiv SARDH zur Verfügung, welches auch die Sounds der Klang-Installation produziert. Ebenso können Gäste eingeladen werden, deren Klangprojekte auf die Skulptur in eigenen
Facetten reagieren.
Die Produktion der Klangverläufe im 4-Kanal-System ermöglicht grundsätzlich eine raumkörperliche vierdimensionale Präsenz der Sounds. Diese kann der Besucher im aktiven Umwandern der Skulptur selbst eindrucksvoll räumlich erleben. Dabei sind die nachvollziehbaren Bewegungen der Sounds verschieden gestaffelt von der Rotation bis zur diametralen Kontrapunktierung.

Ohne die äußerliche Sichtbarkeit der Klangquellen erscheint die Raum-Skulptur aus sich selbst heraus klingend und ist gleichsam eine permanente Klang-Skulptur.

Die Licht-Installation


Mindesten 12 leistungsstarke Scheinwerfer (je 3 pro Seitenfläche der Skulptur) werden parallel zu deren Unterkanten im unmittelbaren Umfeld der Pyramide am Boden installiert und im Abstand von etwa 5 Metern in ihrer Lichtstreuungsbreite so ausgerichtet, daß sie die 4 Seitendreiecksflächen optimal anstrahlen.
Die Lichteinheiten erzeugen in der Grundeinstellung eine statische neutrale tageslichtadäquate Ausleuchtung, welche die Skulptur in den wechselnden Tageslichtverhältnissenen konstant beleuchtet und nachts entsprechend erhellt.
Lichtbrechungen, die von Besuchern erzeugt werden, die zufällig oder absichtlich in die Lichtkegel der Bodenstrahler eintreten und dadurch mehr oder weniger große Schattenbildungen tages-/nachtlichtabhängig auf den Seitenflächen der Pyramide auslösen bzw. mehr oder weniger intensive Schattenbewegungen erzeugen, sind Bestandteil der Lichtgestaltung. Bei entsprechender Frequentierung zeichnen sich dadurch auf den Seitenflächen der Pyramide permanente lichtbildnerische Bewegungen und Prozesse ab, die das Publikum durch seine Eigendynamik erzeugt.
Ähnlich wie über den Einsatz der Richtmikrofone im Klangbereich wird das Publikum in den temporären Gestaltungsprozeß aktiv einbezogen. Diese ungesteuerten Eingriffsmöglichkeiten laden die Skulptur nicht nur spielerisch auf, sondern erweitern die komplexen inhaltlichen Beziehungsgefüge und Wirkungsintentionen des Projekts wesentlich.
Die statische Ausleuchtung folgt ansonsten den Intentionen einer klaren skulpturalen Charakteristik, die in Anbetracht der oben beschriebenen Lichtbewegungen durch das Publikum im Dauerbetrieb bewußt auf die technischen Möglichkeiten vielgestaltiger und bewegter Lichtgebungsprozesse verzichtet. Dennoch ist die im Innenraum platzierte Lichtsteuerung potentiell ausgerüstet für vielgestaltige wechselnde Lichtgebungen: Monochrome oder mehrfarbige Beleuchtungsvarianten sind möglich. Weiterhin können bewegte Lichtgebungen eingesetzt werden, die von den Soundimpulsen adäquat gesteuert werden, so daß die Lichtbewegung eindrucksvoll der Soundbewegung folgt. Diese Variante ist sinnvoll kombinierbar z.B. mit den oben erwähnten Möglichkeiten der Live-Sound Performances. Generell sind diese Varianten Optionen für zeitlich begrenzte veranstalterische Anlässe im Rahmen des Aufstellungszeitraums der Skulptur.

 

Die eigentliche Lichtwirkung der Skulptur entfaltet sich über die spiegelartigen Oberflächen der Discs, welche das Licht nach den eingestellten Strahlungswinkeln der Scheinwerfer verstärken und intensiv reflektieren. Das enorme reflektorische Potential der Disc-Oberflächen bewirkt, daß die Pyramide aus sich selbst strahlend erscheint und gleichsam eine permanente Licht-Skulptur ist.
Die drei gestalterischen Ebenen des Projekts sind in ihrer partiellen Ausführung inhaltlich wie technologisch aufeinander abgestimmt und verschmelzen in ihrer medialen Symbiose zur komplexen Skulptur. Darüber hinaus birgt das flexible Ensemble technisch und künstlerisch weitere Möglichkeiten für den konkreten Orts- und Veranstaltungsbezug, in die nicht nur das Publikum sondern auch der Veranstalter entsprechend seiner veranstalterischen Ambitionen kreativ eingreifen kann im Rahmen der vom Autor abgesteckten Prämissen der pyradigmatischen Präsenz…
So versteht sich das Projekt über seine duchraus angestrebte spektakuläre Oberfläche hinaus als eine
Versuchsanordnung zur sozialen Kommunikation und Interaktion.

(totale)

 

Da steht sie, als funkelndes Paradox, ein geschupptes Spiegelprisma, hohl und hermetisch, pure Oberflächeund doch auch Black Box, zwei Speichermedien im bizarren Medienverbund. Ob touristische Ikone oder Wegwerfdisc, die Botschaft ist nicht für das Auge bestimmt. Was die Speicher, die einen als Abfall, der andere als Abbild, enthalten, lässt sich nur vermuten. Oder ist es umgekehrt, die Pyramide der Ruinenabfall und die Disc ein ewiges Abbild von Aton, der Sonnenscheibe? Die Lichtscheiben reflektieren uns glotzende Kleindarsteller der ‚Gesellschaft des Spektakels’, deren Neugierde im Neuen nach dem immergleichen Kitzel des Spektakulären giert. Der Schnellvorlauf ins Bessere hat freilich auch jede Überzeugungskraft eingebüßt. New Wave reimt sich auf Tsunami. Dafür sind Repeat, Remix und Recycling zur Tugend geworden, die die Not, dass es letztlich keine Alternativen gibt, dreht, wenn auch nicht wendet. Denn wenn sich etwas wiederholt, das wissen wir Spätgeborenen zu Genüge und scheren uns
nicht drum, dann als Farce.


Die Pyradigma-Skulptur trägt dem Verblendungsdilemma zweifach Rechnung, als attraktiver Augenschein, der fragende Blicke reflektiert und selbstgewisse bricht. Und als tönendes Enigma, von dem ambiente Sounds ausgehen. Diedrich Diederichsen hat diese Art von Klanggestaltung als Kreation von ‚Atmosphäre’ (fließenden Minimalismen / Repetitionen), als ‚Dimension des Potentiellen’ und ‚attraktiv endlose Virtualität’ gewürdigt und Musiken gegenüber gestellt, die als Äquivalent von ‚erhellendem Lichtkegel’ und panoptischem ‚Interesse’ eine eindeutige ‚Situation’ schaffen wollen. Diese ‚Negative Musikologie’ scheint mir zu versuchen, Essentialismen aufzulösen in Uneindeutigkeit, Unbestimmtheit, Unsichtbarkeit. Mein Wunsch, dass sich solche Medien/Messagekritik nicht nur am ‚Material’ abarbeiten, sondern die ‚Empfänger’ und den sozialen Raum mit einbeziehen sollte, scheint nun Gegenstand dieser pyradigmatischen Versuchsanordnung zu sein. Wie Kubricks schwarzer Monolith bietet sich das leuchtende und tönende Pyradigma, nicht auf dem Mond, sondern mitten im Fußgängerzonenalltag gelandet, als Stolperstein des Denkens an.


Während das, was einst Gottvertrauen hieß, von den Voyeuristen der Immanenz auf die ‚Unsichtbare Hand’ oder die Lottofee übertragen wurde, ließen die Pharaonen sich, hirnlos zwar, aber mit dem eigenen Herzen als leichtem Gepäck und ganz im Vertrauen darauf, das Ticket für die Sonnenbarke gelöst zu haben, in atomschlagsicheren Schleusen zum Jenseits deponieren. Nach dem Ende der Geschichte, der Moderne, der Utopie und der Kunst läuft die Uhr der fossilen, mentalen und kreativen Reserven ab. Wir alle sind Grabräuber geworden, wir alle zehren von den Beständen, den Speichern der 7 fetten Jahre.
Nicht zufällig hat der Architekt Ieoh Ming Pei als Haupteingang des Louvre ein gläsernes Zitat der Pyramiden von Gizeh konstruiert. Dieses gläserne Simulakrum eines Mausoleums, Thomas Mann nannte es mal „Großgerümpel des Todes“, schmeichelt den französischen Präsidenten als Pharaonen der Posthistoire. Aber es steht auch als Zeichen dafür, dass hier und in den weltweiten Louvre-Filialen ebenfalls etwas für die Ewigkeit deponiert ist, die Goldreserven des Kunstmarktes, während Sothebys & Christies börsenhändlerisch die Tulpenhausse schüren.


Diejenigen, die den oben spitz zulaufenden Pharaonengrabstein für ein Modell des Hierarchischen halten – unten ein breites Fundament aus ‚human resources’, oben nur Sitzplatz für Herrenmenschen -, verkennen das Wesen des Hierarchischen. Stufenpyramiden und Himmelsleiter sollten einst zum Ursprung, zum Licht führen, das selbst stufenweise herab emaniert und jedem leuchtet. Davon blieb nur ein schlecht verstandenes ‚oben’ und ‚unten’, das, vorübergehend nicht en vogue, jetzt wieder als Farce auf dem Spielplan steht. Denn mit den fetten Jahren sind auch die ‚flachen Hierarchien’ und ‚horizontalen Solidaritäten’ vorbei. König Kunde hat über seine Verhältnisse gelebt und soll nun wieder lernen, dass er nur ein verkleideter Knecht und Bettler war. Und schon beschwört das nächste Menetekel die Kopf stehende Alterspyramide als drohenden Untergang des Abendlandes.


Dabei stehen genug ‚überflüssige’ Fellachensöhne als ‚genozidschwangere Jungmännerüberschüsse’ des unter der südlichen Sonne gedeihenden ‚youth bulge‘ (G. Heinsohn) ante portas, um den Ground Zero zu bereiten und neue Fundamente auszuschachten für öl- und opiumfinanzierte ‚Zornbanken’ (P. Sloterdijk). Im Rücken der mythenmüden Moderne bringen neureiche Eliten und die Nachbeter wüster Bücher ihr Fußvolk in Stellung. Hier werden die besseren Plätze verknappt, dort macht sich Repyramidisierungsfuror breit. Während die einen Verantwortung im Hin und Her der komplexen Verhältnisse so lange verschieben, bis die Bilanzen stimmen, sind andere bereit, als Agenten des eigenen Daimonion kurzen Prozess zu machen, bombensicher, dabei als Vollstrecker des Zorns von ganz oben zu handeln. Enki Bilal ließ die alten ägyptischen Götter in fliegenden Pyramiden wiederkehren und in die Körper der Spätgeborenen eindringen, um Revanche zu suchen für alte Niederlagen. Die Mythen und Götter sind nicht tot zu kriegen und wenn sie noch so komisch riechen.


‚Through a glass darkly’, (Paulus, Ph.K. Dick) mag sich ein Medienzombie, der die Welt nur noch durch die Sonnenbrille beäugt, für einen coolen Datendandy halten. Das Auge ist der Hyperspektakulisierung der Lebensverhältnisse müde. Der postmoderne Paradigmenwechsel von der Prävalenz des Sehens zu einer Aktivierung des Hörsinnes hat sich jedoch bisher genau so wenig eingestellt wie jene Novus Ordo Seclorum, jene neue Zeitordnung, die das vom omnipotenten Jupiter gesegnete Reich der Guten besiegelt.
Das Allsehende Auge sieht nur noch verdächtige Schläfer. Aufklärung wurde zu Satelliten- und Videoüberwachung, Illumination zu Obskuranz, Information in Bit & Byte-Quanten so inflationär und illusionär wie die Reichsmark 1923. Wie zu erwarten, scheißt auch noch der Teufel auf den grössten Haufen.


Nietzsche hielt die Welt nur als ästhetische für gerechtfertigt und verpasste damit der Wirklichkeit ein
hyper- oder sur-. Sein Über-Mensch war Surrealist avant la lettre. Nur auf der Oberfläche des Films, den das Imaginäre und das Symbolische, aber vor allem das Fantastische über die Abgründe spannen, finden wir Wasserläufer unser Biotop. Soll doch die Welt eine Scheibe sein, die auf den Rücken von vier Elefanten ruht, die 21-22 auf dem Rücken der Sternen-Schildkröte Groß-A‘Tuin stehen und so durch den Weltraum surfen. Nietzsche verdanken wir auch den Geistesblitz, dass die tätowierte Haut als erster Medienverbund diente, um etwas unvergesslich und unauslöschlich zu speichern. Bei den alten Ägyptern diente dann schon das Herz als inneres Schuldbuch, das vor dem Totengericht geprüft wurde. Im Medium des ägyptischen Grabmonuments sei ein Sprachzeichen zu sehen (Jan Assmann), das ein normengetreues Leben anzeigt und andere daran erinnert. Bis zu ihrer ‚Exkarnation’ (Aleida Assmann) blieben Diktier- oder Schreibmedien aber etwas Körperliches und Persönliches, ‚Engel’, Zungen oder verlängerter Arm des ‚Senders’.


Mittlerweise ist das Medium wieder nicht mehr nur Message, sondern organische Konstruktion, ferngesteuerte Fleischbombe, reinkarnierte Message, in der Hard- und Software explosiv fusionieren. Doch selbst diese über die Screens verspritzten Ultimaten entkommen nicht der Paralogik der medialen Oberflächlichkeit und ihrer zwölfstündigen Halbwertzeit. Immer wieder und wieder nur Loop und Remix, immer gleichgültigere, zuverlässig hysterisierende, ebenso zuverlässig anästhetisierende Wiederkehr der immergleichen Farce. Ob die Kulturindustrie die Hirne sauber oder rein wäscht, darüber lässt sich streiten. Wobei es doch ungewöhnlich ist, dass eine Waschmittelfirma die Wirksamkeit ihrer Produkte bestreitet. Dass das Spektakel blendet und das Leben vor Zerrspiegeln oder hinter rosaroten Brillen einen irre werden lässt, das gehört zur aktuellen Conditio humana. Kein Grund, deswegen mit Pyramiden oder Laserdiscs um sich zu werfen.


Die Pyradigma-Discs zeigen den Paradigmenwechsel des Medialen im Futurum II. Mediales begann mit den sumerischen Tontafeln sachlich, bürokratisch, transportabel und speicherbar zu werden. Discs haben in diesem Prozess ihr Verfallsdatum bald ebenso überschritten wie Engel. Als Medium passé, taugen sie demnächst als Dekoration, als Zierkachel, Bierdeckel oder Christbaumschmuck. Die Messages sind derweil, wenn nicht fleischförmig, dann lichtförmig und lichtgeschwind geworden. Ihre Idealform erreichen sie als Spam. Die Sender so unbekannt wie der Deus absconditus, adressiert werden alle und die Botschaft ist so sakral und fundamental wie einst die Tempelprostitution: Solange Mösen und Moneten in Bewegung bleiben, wird die Welt bestehn.


Würzburg, 30.12.2006 rbd (Rigobert Dittmann)

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